Freitag, 10. Juli 2015

Bilder mit Sternen



Eine Stellungnahme

Am Montag wurde auf unserer Facebookseite ein Foto von der diesjährigen ColognePride veröffentlicht, welches innerhalb wie außerhalb unserer Basisgruppe für Furore sorgte. Es handelte sich dabei um ein gemeinsames Gruppenfoto mit der AG Queer der Kölner LINKEN, der Grünen Jugend Köln und dem QueerDenken e.V., auf dem auch zwei Israel-Fahnen zu sehen waren.

Nach einer kontroversen Diskussion innerhalb der Gruppe entschieden wir uns auf unserem Plenum am Dienstag, das Foto wieder aus dem Internet zu nehmen.


Die Fahnen wurden von den Aktivist*innen des QueerDenken e.V. mitgeführt, um auf die Rolle Israels als Schutzraum für queere Menschen im Nahen Osten aufmerksam zu machen sowie auf Versuche, dies als „Pinkwashing“ und „Homonationalismus“ zu diffamieren. Da das Thema „queere Refugees“ derzeit ein zentraler Aufhänger der Bundesarbeitsgemeinschaft Queer der LINKEN war und somit auch an unserem Stand materialreich vorhanden, erschien uns eine Verbindung der Themen als sinnvoll. Alle zu dem Zeitpunkt anwesenden Mitglieder der Linksjugend Köln, darunter auch jene auf dem Foto, haben dafür gestimmt, das Bild zu machen und auf Facebook hochzuladen.

Die kritischen Stimmen, die zu dem Entschluss geführt haben das Bild zu löschen, führen hingegen an, dass wir uns als Basisgruppe nicht im Namen einer Nation positionieren wollen, ungeachtet dessen, welche Nation das im Einzelnen sein mag. Nationalfahnen repräsentieren nur am Rande Landesgrenzen und die Menschen, die innerhalb dieser Grenzen leben. Vielmehr verkörpern sie Regierungen, Institutionen, Gesetze und Geschichten und bieten noch sehr viel mehr Raum für Interpretationen. Wir als Basisgruppe stehen hinter Begriffen, Konzepten oder Ideen, und es existiert kein Staat, der diese in sich zu vereinen vermag.

An zweiter Stelle jedoch - und da erliegen wir keinen Illusionen - steht die Bedeutung Israels im Allgemeinen und die Bedeutung Israels innerhalb der Linken im Besonderen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieses Thema immer wieder zu Spaltungen führt und auch das in Rede stehende Foto vor allem aufgrund dieser Brisanz für so viel Aufmerksamkeit gesorgt hat. Das Foto kommt einer eindeutigen Positionierung innerhalb dieses Konflikts gleich, die nie beabsichtigt war.

Zu unserer bisherigen Auseinandersetzung mit der Thematik siehe:

Zudem gibt es in unserer Basisgruppe auch Mitglieder die große Zweifel daran haben, ob Israel wirklich als Schutzraum für Homosexuelle bezeichnet werden kann. Ihrer Meinung nach kommt es in Israel gerade außerhalb von Tel-Aviv auch zu erheblichen Diskriminierung von Homosexuellen.

Fakt ist, dass innerhalb unserer Basisgruppe ein pluralistisches Meinungsbild vorhanden ist und wir diesen Pluralismus auch weiterhin fördern. In unserer Gruppe soll Platz sein für verschiedene Sichtweisen und Gedankengänge, die mit den Werten und Prinzipien des Jugendverbandes zu vereinbaren sind. Dies soll weder durch institutionellen, noch durch konkreten Druck von außen oder innen unterbunden werden. Dabei stellt der Nahost-Konflikt keine Ausnahme dar und wird es auch in Zukunft nicht.
Letztlich befürworten wir trotz unserer nationen-kritischen Position Schutzräume, wie auch Israel ihn für Jüdinnen und Juden darstellt und Länder mit einer entsprechenden Gesetzeslage ihn für LGBTQIA*-Personen darstellen können. Dies war, wie oben beschrieben, auch die Intention dieses Fotos. Aufgrund der genannten beiden Gründe möchten wir trotz der Unterstreichung dieses Aspekts das Foto nicht mehr im Namen der Basisgruppe stehen lassen.

Mit solidarischen Grüßen
Plenum der linksjugend [‘solid] köln