Eine Stellungnahme
Am Montag
wurde auf unserer Facebookseite ein Foto von der diesjährigen ColognePride
veröffentlicht, welches innerhalb wie außerhalb unserer Basisgruppe für Furore
sorgte. Es handelte sich dabei um ein gemeinsames Gruppenfoto mit der AG Queer
der Kölner LINKEN, der Grünen Jugend Köln und dem QueerDenken e.V., auf dem
auch zwei Israel-Fahnen zu sehen waren.
Nach einer
kontroversen Diskussion innerhalb der Gruppe entschieden wir uns auf unserem
Plenum am Dienstag, das Foto wieder aus dem Internet zu nehmen.
Die Fahnen
wurden von den Aktivist*innen des QueerDenken e.V. mitgeführt, um auf die Rolle
Israels als Schutzraum für queere Menschen im Nahen Osten aufmerksam zu machen sowie
auf Versuche, dies als „Pinkwashing“ und „Homonationalismus“ zu diffamieren. Da
das Thema „queere Refugees“ derzeit ein zentraler Aufhänger der
Bundesarbeitsgemeinschaft Queer der LINKEN war und somit auch an unserem Stand
materialreich vorhanden, erschien uns eine Verbindung der Themen als sinnvoll.
Alle zu dem Zeitpunkt anwesenden Mitglieder der Linksjugend Köln, darunter auch
jene auf dem Foto, haben dafür gestimmt, das Bild zu machen und auf Facebook
hochzuladen.
Die
kritischen Stimmen, die zu dem Entschluss geführt haben das Bild zu löschen,
führen hingegen an, dass wir uns als Basisgruppe nicht im Namen einer Nation
positionieren wollen, ungeachtet dessen, welche Nation das im Einzelnen sein
mag. Nationalfahnen repräsentieren nur am Rande Landesgrenzen und die Menschen,
die innerhalb dieser Grenzen leben. Vielmehr verkörpern sie Regierungen,
Institutionen, Gesetze und Geschichten und bieten noch sehr viel mehr Raum für
Interpretationen. Wir als Basisgruppe stehen hinter Begriffen, Konzepten oder
Ideen, und es existiert kein Staat, der diese in sich zu vereinen vermag.
An zweiter
Stelle jedoch - und da erliegen wir keinen Illusionen - steht die Bedeutung
Israels im Allgemeinen und die Bedeutung Israels innerhalb der Linken im
Besonderen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieses Thema immer wieder zu
Spaltungen führt und auch das in Rede stehende Foto vor allem aufgrund dieser
Brisanz für so viel Aufmerksamkeit gesorgt hat. Das Foto kommt einer
eindeutigen Positionierung innerhalb dieses Konflikts gleich, die nie
beabsichtigt war.
Zu unserer
bisherigen Auseinandersetzung mit der Thematik siehe:
Zudem gibt
es in unserer Basisgruppe auch Mitglieder die große Zweifel daran haben, ob
Israel wirklich als Schutzraum für Homosexuelle bezeichnet werden kann. Ihrer
Meinung nach kommt es in Israel gerade außerhalb von Tel-Aviv auch zu erheblichen
Diskriminierung von Homosexuellen.
Fakt ist,
dass innerhalb unserer Basisgruppe ein pluralistisches Meinungsbild vorhanden
ist und wir diesen Pluralismus auch weiterhin fördern. In unserer Gruppe soll Platz
sein für verschiedene Sichtweisen und Gedankengänge, die mit den Werten und
Prinzipien des Jugendverbandes zu vereinbaren sind. Dies soll weder durch
institutionellen, noch durch konkreten Druck von außen oder innen unterbunden
werden. Dabei stellt der Nahost-Konflikt keine Ausnahme dar und wird es auch in
Zukunft nicht.
Letztlich
befürworten wir trotz unserer nationen-kritischen Position Schutzräume, wie
auch Israel ihn für Jüdinnen und Juden darstellt und Länder mit einer
entsprechenden Gesetzeslage ihn für LGBTQIA*-Personen darstellen können. Dies
war, wie oben beschrieben, auch die Intention dieses Fotos. Aufgrund der
genannten beiden Gründe möchten wir trotz der Unterstreichung dieses Aspekts
das Foto nicht mehr im Namen der Basisgruppe stehen lassen.
Mit
solidarischen Grüßen
Plenum der
linksjugend [‘solid] köln