Stolpersteine putzen – Erinnerung bewahren

Bürsten gegen Menschenhass

Am 9. November 1938 brannten in ganz Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei Synagogen und jüdische Geschäfte. Schlägertrupps zogen durch die Straßen, misshandelten, verhafteten und töteten tausende Jüd*innen. Dieser erste Ausbruch staatsoffizieller Mordlust und eines lange im Alltag schwelenden Antisemitismusˈ war nur der Auftakt für ein beispielloses zivilisatorisches Verbrechen: der Massenmord an Menschen mit Behinderung, Homosexuellen, Slaw*innen, Sinti und Roma sowie nicht zuletzt der Völkermord an sechs Millionen Jüd*innen.    

Quelle: petrus-giesensdorf.de/themen/2013/11/erinnerungskultur.htm

Heute, 74 Jahre später, ziehen die Schlägertrupps der HOGESA zu Tausenden durch die Straßen, machen Stimmung gegen Menschen muslimischen Glaubens und Migrant*innen. Der Feldzug des IS sowie die letzte Eskalation des Israel-Palästina-Konflikts führten hierzulande zu einem erneuten Ausbruch antisemitischer und islamfeindlicher Taten: Synagogen und Moscheen wurden beschmiert, belagert oder gar angezündet. Auf Demonstrationen im ganzen Land wird wieder gegen „jüdische Kriegstreiber“ gehetzt oder der Islam zu einer „nicht schützenswerten Kultur“ erklärt. Auch im Umfeld der sogenannten „Friedensbewegung 2014“ wurden antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet. Nach wie vor kann jeder/jedem fünften Deutschen latenter Antisemitismus bescheinigt werden. Die verschärfte Asylpolitik erschwert zudem die Situation der Sinti und Roma, die vor Verfolgung und Verarmung hierher geflüchtet sind. Jede/r dritte Bürger*in in Deutschland würde ungern neben Sinti und Roma wohnen.

CC linksjugend ['solid] köln

Zum Gedenken an die Reichspogromnacht möchten wir in Köln Stolpersteine putzen. Wir machen an verschiedenen Punkten in der Stadt halt und begleiten die Aktion mit Inputs über Einzelschicksale von im Nationalsozialismus verfolgten Kölner*innen sowie über historischen wie aktuellen Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus.

Wir laden euch herzlich ein, uns in respektvollem wie gegenwartskritischem Gedenken an diesem Tag zu begleiten und den mahnenden Messingsteinen den Glanz zu geben, dass sie ein stetes Schlaglicht auf jenes Verbrechen werfen, das nie ins Dunkel des Vergessens geraten darf.
Wir treffen uns um 13.30 am Herbert-Lewin-Haus in Lindenthal. Ausreichend Putzsachen werden vorhanden sein, es kann aber nie schaden, noch welches von daheim mitzubringen.

Die geplante Tour