Die
Linksjugend ['solid] Gruppe in Duisburg möchte am Donnerstag eine
„Podiumsdiskussion“ zu Syrien durchführen. Dies wird
unterstützt von der antiimperialistischen Aktion.
Eingeladen
sind Joachim Guilliard, Sprecher des Heidelberger Forums gegen
Militarismus und Krieg, Salim Tas, Generalsekretär des
Europäischen Zentralrats der Alawiten und Vorsitzender des Bundes
der Alawitischen Jugend und Abdullah Abdullah, „Mitglied der
Arabisch Sozialistischen Einheitspartei Syriens und Abgeordneter im
syrischen Parlament […]
[und] Vorsitzender des Nordkoreanisch-Syrischen Freundschaftsvereins“.
[und] Vorsitzender des Nordkoreanisch-Syrischen Freundschaftsvereins“.
Aufgrund der Zusammensetzung dieses Podiums ist keine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Assad-Regime zu erwarten. Zu behaupten, dass der syrische Aufstand „eine getarnte, gut geplante und von außen gesteuerte Militäroperation des Westens.“ sei, ist eine höchst spekulative, und ideologisch verklärte Sichtweise auf die komplexe Sachlage. Die suggerierte „objektive Analyse“ ist mit diesen Teilnehmern unseres Erachtens nicht zu gewährleisten, was wir im Folgenden genauer begründen möchten.
Aus
unserer Perspektive stellt sich die Situation wie folgt dar:
Gewaltsame
Übergriffe auf die Zivilbevölkerung hat es sowohl von Seiten des
Regimes, als auch von Seiten der Opposition gegeben.
Obwohl
nicht von der Hand zu weisen ist, dass ein Teil der Rebell*innen
einen jihadistischen Hintergrund hat, wird doch unterschlagen,
dass sich auch demokratisch gesinnte Syrer*innen gegen das Regime
stellen und sich der Opposition angeschlossen haben. Der
Ausgangspunkt der derzeitigen Konflikte lag im arabischen Frühling,
welcher ursprünglich für mehr Mitbestimmung und demokratische
Grundrechte einstand.
Es
wird schlichtweg unterschlagen, dass das syrische Regime unterstützt
wird von Russland und China, die nicht minder imperialistische
Ziele verfolgen als „der Westen“. Ein bipolares
Deutungsschema mit einem aggressiven „Westen“ und dem sich
verteidigenden Assad-Regime in der Opferrolle liegt daher fernab
jeder Faktenlage.
Syrien
ist unzweifelhaft eine Diktatur. Apologet*innen eines nicht
demokratischen Staatsapparates wird hier ein Forum geboten.
Nicht arabisch-alawitische Bürger*innen werden in Syrien
strukturell benachteiligt und diskriminiert. Dies widerspricht dem
sozialistischen Gleichheitsanspruch und unseren elementarsten
demokratischen Werten.
Nicht
jeder Staat, der sich selbst als „sozialistisch“ bezeichnet, ist
unserer Solidarität würdig, das gilt für Syrien, aber auch
Libyen¹ und Nordkorea. Aus linker Perspektive sollte in einer
Diskussion über den Syrienkonflikt in erster Linie die
Flüchtlingsschicksale oder der Waffenexporte oder der Frage nach
der Legitimität von bewaffnetem Widerstand gegen Unrechtsstaaten
thematisiert werden.
Update: Ebenfalls
kritisieren wir den Umgang der Linksjugend ['solid] Duisburg mit
ihrem und unserem Schwesterverband, dem lokalen SDS. Dieser
hatte die Raumbuchung an der Universität übernommen, wurde
jedoch weder über den genauen Inhalt, noch die Zusammensetzung
des Podiums auf dem Laufenden gehalten. Er distanzierte
sich mittlerweile von der Veranstaltung und stornierte auch die
Raumbuchung.