Am 18.07. fand auf dem
Kölner Roncalliplatz eine Kundgebung unter dem Motto "Stoppt die
Bombadierung Gazas - Für ein Ende der Eskalation im Nahen Osten!" statt.
Bereits der Aufruf, der unter anderem von unserem
Studierendenverband die linke.SDS Köln, der Linksjugend ['solid] Ruhr und dem
Landesvorstand der Linken NRW unterstützt wurde, übte zwar eine berechtige
Kritik an der israelischen Politik im Gaza-Streifen, unterschlug jedoch
vollkommen die Rolle der Hamas und
anderen jihadistischen Gruppierungen. Wir wissen, dass dies sowohl in Essen, als
auch in Köln diskutiert wurde, warum hat man sich dann nicht dazu geäußert?
Durch den Punkt 'für eine Einstellung der Gewalt durch alle Beteiligten' sollte
dies zumindest angedeutet werden – doch warum nennt man die Täter*innen, im
Gegensatz zur israelischen Armee nicht? Warum widmet man ihrer Gewalt und ihrem
Anteil an der Eskalation keinen Nebensatz...?
Diese Einseitigkeit
wurde unter anderem vom Neuen Deutschland, der Emanzipatorischen Linken NRW und
der Linksjugend ['solid] Berlin kritisiert und, basierend auf den Erfahrungen
mit ähnlichen Demonstrationen in Frankfurt, Bremen, Berlin und anderen Städten,
die Vermutung angestellt, dies könnte zur Teilnahme von
Hamas-Anhänger*innen, Islamist*innen und Neonazis, sowie zur Verbreitung antisemitischen Gedankenguts oder
sogar Gewalt führen.
Die Mitglieder der
Linksjugend ['solid] Köln teilten manche dieser Kritikpunkte und
Einschätzungen, jedoch wollten sie sich auch ihr eigenes Bild machen und
gleichzeitig zur Differenzierung beitragen. Deshalb nahmen einige mit Schildern
an der Kundgebung teil.
CC linksjugend ['solid] köln |
Vor Ort sahen wir uns umgeben von einem diffusen Gemenge aus Türkei- und Palästina-Fahnen, Friedensaktivist*innen, migrantischen Communites aber auch von Israel-Hass, Hamas-Fahnen und antisemitischen Parolen. Von der Bühne gab es weitgehend politisch linke Redebeiträge zu hören, es dominierten jedoch eindeutig die Sprechchöre, darunter auch das einschlägig antisemitische
CC linksjugend ['solid] köln |
CC linksjugend ['solid] köln |
CC linksjugend ['solid] köln |
Angesichts dieses
massiven Aufgebotes waren die Organisator*innen vollkommen überfordert, ihre
proklamierte Distanzierung zu antisemitischen Äußerungen gerecht zu werden. So konnte es auch vorkommen, dass Plakate,
die die Raketenbeschüsse auf Israel verharmlosen nach kurzer Ermahnung wieder
hochgehalten wurden.
Foto by strassenstriche.net |
Zugleich mussten
wir voll Sorge von den antisemitischen Übergriffen auf eine Demo gegen Antizionismus und
Terror im Anschluss an die Essener Demo gegen die Bombardierung Gazas erfahren.
Blind für die Warnungen im Vorfeld, übernehmen weder die linksjugend
['solid] Ruhr noch der Landesvorstand der Linken NRW ihre Verantwortung für
diese beschämenden Vorkommnisse.
Wir fordern:
Dass die
Organisator*innen der Kundgebung in Köln sich zu den antisemitischen
Vorkommnissen vor Ort selbstkritisch äußern. Ferner fordern wir, dass der NRW-Landesverband
der Linken und des Jugendverbandes sich durch Bildungsangebote mit dem
Nahostkonflikt und dem etablierten Antisemitismusbegriff auseinandersetzen.
21.07.2014, Plenum der linksjugend
['solid] köln